Gesetzliche Krankenversicherung

Gesetzliche Krankenversicherung: Geschichte & Reformen seit 1970

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist ein zentraler Pfeiler des deutschen Sozialversicherungssystems. Seit ihrer Einführung im Jahr 1883 durch Otto von Bismarck hat sie zahlreiche Wandlungen durchlaufen. Besonders ab den 1970er-Jahren prägten tiefgreifende Reformen und Leistungskürzungen ihre Entwicklung. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Geschichte der GKV mit einem besonderen Fokus auf die Entwicklungen seit 1970.

1. Ursprung der GKV: Bismarcks Sozialgesetzgebung

Die Wurzeln der GKV reichen bis ins Jahr 1883 zurück. Mit dem „Gesetz betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter“ wurden erstmals sozialstaatliche Leistungen gesetzlich verankert. Ziel war es, die Arbeiter gegen Verdienstausfall bei Krankheit abzusichern. Dies war ein Meilenstein der Sozialgesetzgebung und bildete die Basis für das heutige System.

2. Struktur und Finanzierung der GKV

Die GKV basiert auf dem Solidarprinzip: Beiträge richten sich nach dem Einkommen, nicht nach dem individuellen Krankheitsrisiko. Träger sind die gesetzlichen Krankenkassen, die als Körperschaften des öffentlichen Rechts fungieren. Finanziert wird das System über einkommensabhängige Beiträge, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragen werden.

3. Die 1970er- und 1980er-Jahre: Beginn der Reformwellen

Mit dem Übereinkommen wachsender Gesundheitsausgaben und der demografischen Entwicklung begann in den 1970er-Jahren eine Phase intensiver Reformtätigkeit. Ziel war es, die Ausgaben zu dämpfen und die Effizienz zu steigern. Es wurden u. a. Leistungskataloge überarbeitet und Zuzahlungen eingeführt.

4. Die Einführung der Pflegeversicherung (1995)

1995 wurde die soziale Pflegeversicherung als fünfte Säule der Sozialversicherung eingeführt. Sie wurde als eigenständiger Zweig aufgebaut, jedoch über die bestehenden Krankenkassen organisiert. Der anfängliche Beitragssatz betrug 1,0 %, stieg aber in den Folgejahren kontinuierlich.

5. Die 2000er-Jahre: Strukturreformen und Einschnitte

5.1 GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) 2004

Das GMG brachte massive Leistungskürzungen mit sich: Einführung einer Praxisgebühr, Wegfall von Sterbegeld und Sehhilfen für Erwachsene, höhere Zuzahlungen sowie die Abschaffung der paritätischen Beitragszahlung für Rentner ab 2005. Viele dieser Maßnahmen sollten die Eigenverantwortung der Versicherten stärken.

5.2 GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (WSG) 2007

Das WSG führte u. a. den Gesundheitsfonds ein und verpflichtete alle Bürger zu einer Krankenversicherung. Für bisher Nichtversicherte wurden Versicherungspflichten eingeführt, je nachdem ob sie zuvor in der GKV oder PKV waren.

5.3 GKV-Finanzierungsgesetz (FinG) 2011

Das FinG schuf neue finanzielle Rahmenbedingungen: Beiträge wurden bei 15,5 % eingefroren, zusätzliche einkommensunabhängige Zusatzbeiträge wurden möglich. Die Wechselmöglichkeit zur PKV wurde erleichtert.

6. Entwicklungen seit 2015: Stärkung von Pflege und Entlastung der Versicherten

6.1 Pflegestärkungsgesetze

Ab 2015 traten mehrere Pflegestärkungsgesetze in Kraft. Diese verbesserten die Leistungen der Pflegeversicherung, gingen aber auch mit höheren Beitragssätzen einher, z. B. 2,35 % (2015), 2,8 % (2017), 3,05 % (2019) bis zu 4,0 % für Kinderlose (2023).

6.2 GKV-Versichertenentlastungsgesetz (VEG) 2019

Mit dem VEG wurde die paritätische Finanzierung wiederhergestellt. Selbstständige profitierten von einem reduzierten Mindestbeitrag. Auch für Zeitsoldaten wurden Erleichterungen beim Zugang zur GKV geschaffen.

7. Kritik und Herausforderungen

Die zahlreichen Reformen haben zwar für mehr Effizienz gesorgt, aber auch zu Verunsicherungen bei den Versicherten geführt. Besonders die Leistungskürzungen des GMG 2004 wurden kontrovers diskutiert. Die demografische Entwicklung und medizinischer Fortschritt stellen die GKV auch zukünftig vor große Herausforderungen.

Fazit

Die Geschichte der GKV ist geprägt von stetiger Weiterentwicklung. Seit 1970 haben zahlreiche Reformen das System geprägt. Besonders markant waren dabei die strukturellen Veränderungen der 2000er-Jahre. Auch in Zukunft wird die GKV Anpassungen brauchen, um solidarisch, leistungsfähig und finanzierbar zu bleiben.

FAQ


Das Ziel war die Stabilisierung der Finanzen der GKV durch Leistungskürzungen und Eigenbeteiligung der Versicherten.


Es führte den Gesundheitsfonds ein und stellte sicher, dass alle Personen in Deutschland versichert sind.


Seit der Einführung 1995 wurde der Beitragssatz stetig erhöht, zuletzt auf bis zu 4,0 % für Kinderlose im Jahr 2023.

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