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Prognose zur Finanzierungslücke
Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, kritisiert in einem LinkedIn-Beitrag die Bundesregierung wegen der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Ein Medienbericht warnt vor einem drohenden Finanzloch von zwölf Milliarden Euro im Jahr 2027. Baas bestätigt diese Zahlen der „Bild“-Zeitung und weist auf die jährlichen Ausgabensteigerungen der Krankenkassen von sechs bis acht Prozent hin.
- Für 2026 wird ein Defizit von vier Milliarden Euro erwartet.
- Bis 2027 könnte sich dieses Defizit auf über zwölf Milliarden Euro erhöhen.
- Der durchschnittliche Beitragssatz würde von derzeit 17,5 Prozent auf 18,3 Prozent steigen.
Forderung: Bürgergeld aus Steuermitteln finanzieren
Baas übt insbesondere Kritik an der Finanzierung von Bürgergeld-Empfängern durch die Krankenkassen, die jährlich rund zehn Milliarden Euro koste. Er schlägt vor, diese Aufgabe vollständig aus Steuermitteln zu bestreiten, da sie klar in den Zuständigkeitsbereich der Politik falle. Eine solche Umstellung könnte den Beitragssatzanstieg nahezu stoppen und Freiräume für dringend benötigte Reformen schaffen.
Reaktionen aus der Politik
- Karl Lauterbach (Gesundheitsminister) forderte die Krankenkassen auf, weniger Beiträge zu verlangen und stattdessen Strukturreformen anzustoßen.
- Jens Baas stimmt einem reformbedürftigen System zu, betont aber, dass sich die GKV selbst tragen müsse, ohne zusätzliche Zuschüsse.
- Nina Warken (Ministerin) kündigte eine Reformkommission an, da bereits ab 2026 Maßnahmen zur Abmilderung der finanziellen Schieflage nötig seien.
Hintergrund und weitere Reformoptionen
- Demografischer Wandel und steigende Behandlungskosten belasten die Kassen strukturell.
- Diskutierte Reformansätze: höhere Beitragsbemessungsgrenzen, erhöhte Zuzahlungen oder Teilprivatisierungen.
- Die TK mit über zwölf Millionen Versicherten steht exemplarisch für das gesamte GKV-System mit rund 74 Millionen Versicherten.
Ausblick: Unklar ist, ob die schwarz-rote Koalition die notwendigen Reformen umsetzt oder ob die Versicherten mit weiteren Beitragserhöhungen rechnen müssen.
Mehr dazu auf: TK-Chef kritisiert Finanzierung von Bürgergeld-Empfängern | DAS INVESTMENT