KBV warnt vor flächendeckendem Primärarztsystem
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) spricht sich gegen eine verpflichtende Einführung eines Primärarztsystems für alle gesetzlich Versicherten aus. KBV-Chef Andreas Gassen betont jedoch, dass das Modell insbesondere für ältere, multimorbide Patienten sinnvoll sei.
Argumente der KBV
- Altersfokus: Ab etwa 50 Jahren könne das Hausarztmodell vorteilhaft sein, da viele Menschen dann bereits ärztliche Betreuung benötigen.
- Steuerung: Koordinierte Versorgung bei Patienten mit mehreren Erkrankungen ist nötig.
- Eigenbeteiligung: Patienten, die sich jeglicher medizinischen Steuerung entziehen, sollen stärker an den entstehenden Kosten beteiligt werden.
Widerstand und Praxisbeispiele
- Hausärzte- und Fachärzteverbände bewerten Primärarztsysteme überwiegend positiv.
- In Baden-Württemberg sind bereits über drei Millionen gesetzlich Versicherte freiwillig im hausarztzentrierten Versorgungssystem eingeschrieben.
- Chronisch kranke und multimorbide Patienten profitieren dort von wirtschaftlichen und kapazitären Entlastungen.
Öffentliche Meinung
- Über zwei Drittel der Patientinnen und Patienten lehnen ein verpflichtendes Primärarztsystem ab.
Ziel des Primärarztsystems
Patienten sollen zunächst ihren Hausarzt aufsuchen. Nur dieser entscheidet, ob eine Facharztüberweisung nötig ist. Ziel ist die Vermeidung von Überversorgung und eine effektiver gestaltete Behandlung.
Kritik am KBV-Papier
- Wichtige Aspekte der hausärztlichen Steuerung fehlen.
- Die fachärztliche Beteiligung ist unklar geregelt.
Fazit
Der Diskurs zeigt: Ein verpflichtendes Primärarztsystem kann für ältere und multimorbide Patienten Vorteile bringen. Eine flächendeckende Einführung für alle Versicherten stößt jedoch auf Vorbehalte bei Verbänden und in der Bevölkerung. Die KBV plädiert deshalb für eine differenzierte, altersbezogene Umsetzung und eine stärkere Kostenbeteiligung bei Verweigerung der Steuerung.
Mehr dazu auf: tixio.de – News, Vermischtes: Kassenärzte warnen vor flächendeckendem Primärarztsystem