Private Krankenversicherung

EUKV-Policen im Check: Warum günstige Beiträge zur Kostenfalle werden können

Die EUKV-Police: Schnäppchen oder teure Fehlentscheidung?

Ein Praxisblick auf Chancen, Risiken und rechtliche Fallstricke

Zwischen Kostenersparnis und Versorgungslücke

In meiner täglichen Arbeit als Versicherungsmakler begegnen mir immer wieder Menschen, die auf der Suche nach einer günstigen Krankenversicherungslösung über EUKV-Policen stolpern. Der Begriff klingt vertraut – er erinnert an die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) – doch hinter dem Namen steckt ein völlig anderes Produkt: private Krankenversicherungen von Anbietern innerhalb der EU bzw. des EWR, die oft mit auffallend niedrigen Beiträgen werben.

Doch wie seriös sind diese Angebote wirklich? Und vor allem: Decken sie tatsächlich den Bedarf eines in Deutschland lebenden Menschen – rechtlich wie medizinisch?

In diesem Fachbeitrag gebe ich einen praxisnahen Einblick in die Welt der EUKV-Policen. Ich zeige auf, welche Zielgruppen tatsächlich von diesen Produkten profitieren könnten – und für wen sie eine riskante Sackgasse darstellen.

Was steckt hinter der EUKV-Police?

EUKV-Policen sind Krankheitskostentarife von ausländischen Versicherern, die über die Dienstleistungsfreiheit nach Deutschland gelangen. Sie unterliegen also nicht der deutschen Versicherungsaufsicht (BaFin), sondern dem jeweiligen Herkunftsland.

Der Knackpunkt: Diese Policen funktionieren in der Regel wie klassische Sachversicherungen – das bedeutet, sie kalkulieren ohne Altersrückstellungen. Im Gegensatz zu deutschen PKV-Tarifen steigen die Beiträge hier mit dem Alter deutlich an.

Warum EUKV-Policen auf den ersten Blick attraktiv wirken

Aus der Beratungspraxis weiß ich: Die Nachfrage nach diesen Produkten kommt oft aus einer Notlage heraus. Typische Situationen:

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  • Personen, die längere Zeit unversichert waren und mit hohen Nachzahlungen konfrontiert sind
  • Kunden mit negativer SCHUFA oder Gesundheitsproblemen
  • Menschen ohne geregelten Wohnsitz oder Aufenthaltstitel

Die Versprechen der Anbieter wirken da verführerisch:

  • Günstige Anfangsbeiträge
  • Keine Nachzahlung für vergangene Unversichertheit
  • Keine Bonitätsprüfung oder strenge Gesundheitsprüfung

In der Theorie klingt das gut. In der Praxis jedoch steckt der Teufel im Detail.

Die Schattenseite: Was viele Versicherte zu spät merken

1. Beitragsexplosion im Alter

Die günstigen Beiträge zu Beginn sind trügerisch. Ohne Rückstellungen schießen die Prämien im Alter oft in Höhen, die nicht mehr tragbar sind. Ich habe Mandanten erlebt, die mit 60 plötzlich das Doppelte zahlen mussten – ohne echte Alternative.

2. Fehlende Pflegeversicherung

EUKV-Policen decken keine Pflegepflichtversicherung ab – ein Aspekt, den viele übersehen. Damit entsteht eine gravierende Deckungslücke, die in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben ist.

3. Keine Anerkennung im Rahmen der deutschen Versicherungspflicht

Der schwerwiegendste Punkt: Diese Policen gelten nicht als substitutive Krankenversicherung im Sinne des § 193 VVG. Sie erfüllen also nicht die Anforderungen der deutschen Versicherungspflicht. Wer sich ausschließlich darauf verlässt, bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone – mit möglichen Nachforderungen im fünfstelligen Bereich.

4. Leistungsausschlüsse & kurze Laufzeiten

Oft gibt es versteckte Ausschlüsse, kurze Laufzeiten und einen sehr eingeschränkten Leistungsumfang. Chronische Vorerkrankungen, etwa Bluthochdruck, führen schnell zu Problemen – gerade, wenn daraus später ernstere Diagnosen resultieren.

Für wen kann eine EUKV-Police sinnvoll sein?

Diese Produkte können in Einzelfällen eine Übergangslösung sein – etwa für:

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  • Digitale Nomaden, die sich nur temporär in Deutschland aufhalten
  • Expats oder ausländische Studierende ohne Anspruch auf GKV/PKV
  • Langzeit-Unversicherte, bei denen ein sofortiger Wiedereintritt ins System nicht möglich ist

Aber: Jede dieser Situationen verlangt eine individuelle Prüfung! Als Makler prüfe ich in solchen Fällen genau, ob eine temporäre Lösung rechtlich tragfähig ist – und wie ein langfristiger Rückweg in die reguläre Absicherung aussieht.

Mein Fazit: Vorsicht statt Verlockung

Der entscheidende Faktor ist die rechtliche Bewertung: Für Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland erfüllen EUKV-Policen die gesetzliche Krankenversicherungspflicht nicht. Sie wiegen Versicherte in einer Scheinsicherheit, die im Krankheitsfall oder bei einer späteren Rückkehr ins deutsche System katastrophale finanzielle Folgen haben kann. Der Abschluss einer solchen Police als Ersatz für eine deutsche GKV oder PKV ist daher für in Deutschland ansässige Personen Meiner Menung nach unter keinen Umständen zu empfehlen.

Wenn Sie unsicher sind, wie Ihre Situation versicherungstechnisch korrekt zu lösen ist, sprechen Sie mich gern an.

Referenzen

[1] Wikipedia. (o. D.). Europäische Krankenversicherung. Abgerufen am 3. November 2025, von https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Krankenversicherung

[2] Wendewerk. (o. D.). Europäische Krankenversicherung: Definition, Umfang und versicherte Leistungen. Abgerufen am 3. November 2025, von https://wendewerk.com/produkt/europaeische-krankenversicherung/

[3] europaeischekv.de. (o. D.). Ausländische Krankenversicherung in Deutschland. Abgerufen am 3. November 2025, von https://www.europaeischekv.de/europaeische-krankenversicherung/

[4] crosli.de. (2021, überarbeitet). Europäische Krankenversicherung? Weil meine alte KV zu teuer war. Abgerufen am 3. November 2025, von https://www.crosli.de/europaeische-krankenversicherung/

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[5] BaFin / pkv.wiki. (2015, 15. Juli). BaFin: Die Risiken der Europäischen Krankenversicherung durch EWR-Dienstleister. Abgerufen am 3. November 2025, von https://www.pkv.wiki/cms/pkv/info/grundlagen/pkv/recht/bafin-zu-den-risiken-der-europaeischen-krankenversicherung-durch-ewr-dienstleister

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Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle Beratung.

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