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Hintergrund: Ausgabenentwicklung in der GKV
Der Artikel beschreibt die anhaltende Problematik steigender Arzneimittelausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland. In den vergangenen zehn Jahren sind die Ausgaben um 74 % von 31 Mrd. € (2013) auf 54 Mrd. € (2023) gestiegen. Hauptursache sind neue, meist patentgeschützte Arzneimittel, die über die Hälfte der Ausgaben ausmachen, obwohl sie nur 6,7 % der Verordnungen stellen. Diese Ausgaben wachsen schneller als das Bruttoinlandsprodukt und die Kosten für die ambulante ärztliche Versorgung, was von vielen Ärzten als kritisch angesehen wird.
AMNOG und Preisbildung
- Mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) von 2011 sollten Preise neuer Medikamente an deren Zusatznutzen im Vergleich zur Standardtherapie gekoppelt werden.
- Bewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) auf Basis von Herstellerangaben, gefolgt von Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband.
- Trotzdem entstehen hohe Anfangspreise, insbesondere bei Orphan Drugs und Onkologika.
- Der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken nennt einen Anstieg des durchschnittlichen Preises neu eingeführter patentgeschützter Arzneimittel von rund 1.000 € vor 15 Jahren auf ca. 50.000 € heute.
- Der initiale Preis wirkt als psychologischer Anker, wodurch auch Medikamente mit unklarem Zusatznutzen hohe Erstattungsbeträge erzielen.
Forderungen und Diskussion
- GKV-Spitzenverband: Stärkere Evidenzorientierung bei der Preisbildung, klare Preisdifferenzen nach dem Zusatznutzen.
- Aktuelle politische Regelungen erschweren dies, z. B. Preisgestaltung für Medikamente ohne nachgewiesenen Zusatznutzen im Wettbewerb mit anderen patentgeschützten Arzneimitteln.
- Deutscher Ethikrat: Zahlungshöhe soll am verbesserten Gesundheitswert für die Patientinnen und Patienten bemessen werden. Der angemessene Preis hängt von medizinischem Fortschritt und dem finanziellen Druck im Gesundheitssystem ab.
- Bundesregierung: Herausforderung, innovativen Therapiezugang zu ermöglichen und gleichzeitig eine nachhaltige Finanzierung der GKV sicherzustellen; konkrete Maßnahmen bleiben offen.
- Pharmaindustrie: Betont den Wert der Innovationen für den medizinischen Fortschritt und den Bedarf an verlässlichen Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung.
Weiterführende Informationen
Mehr dazu auf:
Arzneimittelpreisbildung: Die Ausgaben begrenzen – Deutsches Ärzteblatt