Die privaten Krankenversicherungen (PKV) arbeiten mit Abrechnungssätzen wie *„2,3-facher Satz“* oder *„3,5-facher Satz der GOÄ“*. Doch was heißt das konkret – und warum kann es teuer werden, wenn man nicht darauf achtet?
1. Was sind Abrechnungssätze?
Die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) legt fest, was Ärzte für Leistungen berechnen dürfen. Private Krankenversicherungen übernehmen jedoch nicht automatisch die volle GOÄ, sondern nur einen vereinbarten Multiplikator:
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1,0-facher Satz = Basis-GOÄ (selten, meist nur bei gesetzlich Versicherten mit Privatleistungen).
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2,3-facher Satz = Standard in vielen PKV-Tarifen (z. B. 230 % der GOÄ).
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3,5-facher Satz = Höherer Satz, oft in Premium-Tarifen.
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Außerhalb der GOÄ = Ärzte können frei abrechnen (→ Risiko hoher Zuzahlungen!)
2. Warum gibt es diese Abstufungen?
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Kostenkontrolle der PKV: Tarife mit niedrigeren Sätzen (z. B. 2,3-fach) sind günstiger, aber der Versicherte trägt ggf. Mehrkosten.
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Leistungsunterschiede: Premium-Tarife (3,5-fach) decken auch hohe Arztrechnungen ab.
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Ärztliche Honorarfreiheit: Manche Ärzte (z. B. Spezialisten) verlangen mehr als die GOÄ – dann wird’s teuer.
3. Praxis-Beispiel: So wirkt sich der Satz aus
Angenommen, ein Arzt berechnet für ein MRT 500 €:
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GOÄ-Basiswert: 200 €
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2,3-facher Satz: 200 € × 2,3 = 460 €
→ Die PKV zahlt 460 €, Sie zahlen 40 € selbst. -
3,5-facher Satz: 200 € × 3,5 = 700 €
→ Die PKV deckt die vollen 500 € (kein Eigenanteil). -
Außerhalb der GOÄ: Arzt verlangt 800 € → Sie zahlen 300 € aus eigener Tasche.
4. Warum Sie darauf achten sollten
🔹 Risiko hoher Nachzahlungen
Wenn Ihr Tarif nur den 2,3-fachen Satz deckt, ein Arzt aber 3,5-fach abrechnet, bleibt die Differenz an Ihnen hängen.
🔹 Unterschiede zwischen Tarifen
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Billigtarife (2,3-fach) → Geringere Beiträge, aber Risiko bei teuren Ärzten.
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Premium-Tarife (3,5-fach) → Höhere Beiträge, aber bessere Kostendeckung.
🔹 GOÄ vs. freie Honorare
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GOÄ-gebunden: Sichere Abrechnung (vorhersehbar).
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Freie Honorare (z. B. bei Privatkliniken) → Unkalkulierbare Kosten
5. Tipps für Versicherte
✅ Tarifvergleich: Prüfen, ob Ihr Tarif 2,3-fach, 3,5-fach oder mehr deckt.
✅ Arzt fragen: Vor Behandlung klären, ob nach GOÄ oder frei abgerechnet wird.
✅ Bei Wahlleistungen: Z. B. im Krankenhaus können Chefarztbehandlungen extra kosten.
✅ Nachbessern: Falls Ihr Tarif zu niedrig ist → Wechsel in einen höheren Satz erwägen.
Fazit: Nicht nur auf den Beitrag schauen!
Die Abrechnungssätze entscheiden, ob Sie im Ernstfall hohe Rechnungen selbst zahlen müssen. Wer Wert auf freie Arztwahl und volle Kostensicherheit legt, sollte Tarife mit mindestens 3,5-fachem Satz wählen – besonders bei chronischen Erkrankungen oder im Alter.
Checkliste vor Tarifabschluss:
„Bis zu welchem Faktor übernimmt meine PKV GOÄ-Leistungen?“
„Gibt es Einschränkungen bei Spezialisten oder Privatkliniken?“